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Flip my Heart von Liv Modes

Das Buch hat Herz, es hat Humor und ein vielseitiges diverses Figurenensemble

 

Mel ist eine Eiskunstläuferin, kurz davor für die olympischen Spiele qualifiziert zu werden mit ihrem Tanzpartner Nick. Als sie - gezwungenermaßen - mit ihrem Vater in einem Luxushotel die Tage zwischen Weihnachten und Silvester verbringt, trifft sie auf June. Sie verliebt sich in sie, erkennt dann jedoch, dass sie mit June nicht zusammen sein darf. Ihre Karriere und die ihres Tanzpartners steht auf dem Spiel, wenn sie sich weiter mit June trifft. 

 

Der längere Mittelteil des Buches spielt in besagtem Hotel und wir verfolgen die zarten Annäherungen zwischen den beiden Frauen und erfahren dann gemeinsam mit Mel das Geheimnis von June. Auch wenn Mel glaubt, sie wäre mit ihren Eltern sehr gestraft, so erkennen wir als Lesende relativ schnell, dass es June auf mehreren Ebenen schwerer getroffen hat. Aus der jungen Liebe wird eine verbotene Liebe. Und das nicht aus den häufig thematisierten Gründen (Homosexualität/Bisexualität und Leistungssport in Kombination), sondern die Autorin schafft es, ein Konstrukt zu erschaffen, für die es scheinbar wirklich keine Lösung gibt. Die Lösung können auch die Lesenden nicht sehen, was den Fall so tragisch und schwer zu ertragen ist. Ich habe an der Stelle wirklich sehr mit Mel gelitten, da sie ja nicht nur ihre Karriere aufs Spiel setzt, sondern auch die des unbeteiligten Nick, wenn sie sich weiter mit June trifft.

Der Anfang und der Ende des Buches spielt direkt in der Eiskunstlaufszene bzw. in Eiskunsthallen. Obwohl ich sehr berührt von der Liebe zwischen Mel und June war, hat mich dies auch besonders fasziniert. Ich kam immer wieder ins Grübeln, ob die Autorin selbst Erfahrung im Eiskunstlauf gemacht hat. Die Szenen sind so schön beschrieben.

Auch der Druck, unter dem die jungen Sportler*innen stehen, wird gut transportiert. Einerseits riskieren sie mit ihrem Sport folgenschwere Unfälle, die gravierende Verletzungen und Einschnitte in ihrem Leben bedeuten können, andererseits ist jede kleinere Verletzung eine Gefahr für Karriere und das nächste Training. Beides wird in dem Buch thematisiert und beides hat Folgen, die auch nicht so einfach weggelöst werden sondern kompromisslos durchexerziert werden.

Ich war erleichtert, dass Armaund gegen Ende nochmal einen persönlichen Auftritt hat und man ihn nicht nur durch Junes Erzählung kennenlernt. Wir sehen seinen Schmerz, aber auch seinen Lebenswillen und die Kraft, die aus ihm strömt. Wäre er eine passive Figur geblieben, hätte ihm das viel Selbstständigkeit abgesprochen. Was mir auch gefallen hat, ist es eine lesbische Liebesgeschichte zu lesen, in der Diskriminierung auf Grund der Sexualität nicht das größte Problem der Figuren ist. Natürlich ist es wichtig und richtig, diese Diskriminierung in Büchern zu thematisieren, aber zwischendurch möchte ich auch Liebesgeschichten lesen, die an anderen Dingen scheitern.

Etwas gestört hat mich Mels Umgang mit ihren Eltern. Es ist offensichtlich für die Lesenden, dass die Eltern es gut meinen und eigentlich ganz coole Socken sind. Auch Mel muss es wissen, sie beobachtet ihren Vater häufiger, sieht seine Unsicherheit, kann aber keinen Schritt auf ihn zugehen. Wenn sie June dann sagt, diese müsse mehr Verständnis für ihre Eltern aufbringen, wirkt die Figur für einige Passagen im Buch etwas unsympathisch.

Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die gerne Liebesgeschichten im Bereich Sport lesen und Wintergeschichten mögen. Das Buch hat Herz, es hat Humor. Und ganz tolle Hauptfiguren, die durch sehr gut ausgearbeitete Nebenfiguren ergänzt werden und ein vielseitiges, diverses Ensemble bilden.

Es hat mir großen Spaß gemacht und ich möchte weitere Bücher der Autorin lesen. Ich vergebe 4,5 Sterne.

 

 

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