
Eine Kurzgeschichte über die Frage nach dem Lebenssinn, nachdem das Abenteuer überlebt wurde - in einem wunderschön-poetischen Schreibstil.
Das Abenteuer ist überlebt - zwar mit körperlichen und seelischen Narben, aber der Held lebt und kehrt zurück. Was passiert, wenn die Geschichte vorbei ist? Welche Geschichte folgt auf das Ende des Abenteuers? Dieser spannenden Frage stellt sich die Autorin Isa Stahl in ihrem Debüt.
Tristan wird schwer verwundert, aber von dem Heiler Caelis gerettet und versorgt. Die beiden knüpfen eine intensive Verbindung. Schließlich ist Tristan gesund genug und kehrt an seinen Arbeitsplatz zurück als Soldat, der seine Schlacht gekämpft hat. Kann er mit seinem Leben einfach fortfahren wie zuvor?
Es ist Isa Stahls Debüt und umso mehr hat mich der wunderschön-poetische Schreibstil erstaunt. Zunächst benötigt es eine gewisse Eingewöhnungszeit, doch dann wird man gänzlich gefangen von Tristans Gedankenwelt. Er spricht die Lesenden selbst an. Seine Anrede: Du. Er meint Caelis. Das verschwimmt manchmal und als Leserin fühlte ich mich oftmals direkt angesprochen. Selten wurde ich in eine Geschichte so eingesogen wie hier.
Neben der interessanten Thematik hat mich die Welt, in der Tristan zuhause ist, fasziniert. Er spricht mit zwei Soldatinnen - sollte nichts mehr besonderes sein und doch ist es das, denn selbst in vermeintlich fortschrittliche Fantasywelten wird höchstens unsere Welt kopiert, in der Menschen für gewöhnlich Soldaten vor sich sehen, wenn von Armee und Militär die Rede ist. Damit bricht Isa Stahl - auch um unsere Lesegewohnheit zu durchbrechen.
Die Kurzgeschichte enthält noch so viel mehr, vieles wird angedeutet, das eigentliche Abenteuer nur kurz erwähnt - im Nachwort schreibt die Autorin, dass eventuelle Fortsetzungen geplant sind. Darüber würde ich mich freuen, denn die Welt ist so voller Leben, dass ich mehr erfahren will. Der Wald, in dem Caelis lebt, was gibt es dort noch zu entdecken? Ihre Beziehung, die nur wage angedeutet wird - enge Freundschaft oder Liebe? Welcher Krieg wird ausgefochten? Isa Stahl schafft es in nur wenigen Seiten eine ganze Welt anzudeuten, in der die Lesenden einen kurzen Blick erhaschen dürfen, so voller Lebendigkeit und Vergangenheit.
Was mich weiterhin sehr begeistert hat, war die kurze Actionszene. Ich mag solche Szenen nicht, sie langweilen mich. Aber Isa Stahl schafft es, sie so lebendig zu beschreiben, dass ich mich stets unterhalten gefühlt habe.
Ich empfehle die Kurzgeschichte voller Überzeugung und vergebe 4,5 Sterne. Ich habe die Geschichte zweimal gelesen und war beide Male fasziniert - auch wenn der Schreibstil ein wenig Eingewöhnungszeit braucht. Ich wünsche er Autorin viel Erfolg für die Kurzgeschichte und viel Freude beim Schreiben weiterer Werke. Sie liebt das Schreiben, das spürt und merkt man und sie hält es für heilend. Auch das spürt man. Sie hat es Tristan auf den Weg gegeben.
Danke, dass ich lesen durfte.
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