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Das Geheimnis des Regens von Elya C. Moss

Dritter Teil des großen Elmirin-Epos von Elya C. Moss ist in der ersten Hälfte der schwächste Teil der bisherigen Reihe und entwickelt sich dann in der zweiten Hälfte zu dem bisherigen Highlight!

 

 

Die fünfteilige Reihe wird von Band zu Band düsterer und auch länger, das hat zur Folge, dass ich manche Passagen als zu lang empfunden habe, aber auch dazu, dass mir die Reihe immer besser gefällt! Wir tauchen ein in die möglichst spoilerfreie Rezension, was super schwer fällt, da ich auch versuche, die ersten beiden Teile nicht zu spoilern.

 

Minna und Juna sind mittlerweile Studentinnen und auf dem Weg in die Sophia-Intarus Hochschule für Magie, als sie auf Zofia treffen, einer Frau, die aus einem ganz anderen Grund in die gleiche Richtung fährt. Dort angekommen macht Minna nicht nur Bekanntschaft mit neuen Freund*innen, einem Professor, den sie noch von früher kennt, und dem mysteriösen Schattenmann, der ihr eine einfache Lösung anbietet, sondern das Schicksal von Zofia lässt sie nicht los. Sie riskiert fast alles, um der anderen Frau zu helfen.

 

Zugegebenerweise empfand ich die erste Hälfte des Buches häufig als etwas zäh geschrieben. Bis alle Figuren an ihrem Ort sind, neue Freundschaften geschlossen sind und die Richtung des Plots feststeht, dauert es etwas. Es hat sich jedoch gelohnt, hier etwas Durchhaltevermögen zu beweisen, denn ab der Hälfte sind mir die Nebenfiguren ans Herz gewachsen, die Richtung klar, und der Spannungsbogen aufgespannt. Jedes der Elmirin-Chroniken haben ihr eigenes kleines Abenteuer (wenn man die Geschichte um Zofia als das bezeichnen möchte), einen eigenen Schauplatz und eine abgeschlossene Geschichte, trotzdem sind die Bände streng chronologisch. Es wird auch auf vorhergehende Bände zurückgegriffen und Personen von früher werden erwähnt und tauchen auch wieder auf. Die Handlung ist also ziemlich komplex - was mir aber durchaus sehr gefällt!

 

Das Cover ist blau-grau gehalten. Wir blicken in eine nebelverhangene Fjordlandschaft mit hohen Bergen und Wasser. Es regnet stark und eine kleine Elfe (die im Buch nicht die größte Rolle einnimmt) schwebt über dem Wasser. Ihr Kleid scheint aus Blitzen gefertigt zu sein. Es ist von allen fünf Covern neben dem von Band 5 mein Lieblingscover!

 

Die Hauptperson Minna wird logisch weiter entwickelt. Sie hat immer noch ihren kleinen Sturkopf, den sie schon immer hatte und den auch Traudel ihr nicht aberziehen konnte, und eine unglaubliche Willenskraft, die sie dort, wo sie eigentlich herkommt, auch dringend braucht. Sie ist aber erwachsener, reifer und mir gefällt ihr tiefer Gerechtigkeitssinn. Ihr geht es besser, sie lacht und genießt die Zeit mit ihren Mitstudierenden, aber die vergangenen Wunden haben doch Narben hinterlassen. Sie ist für mich eine sehr glaubhafte, stark geschriebene Frauenfigur. Die Elmirin Reihe lebt auch von ihrem tiefgründigen Charakter und der Entwicklung, die die junge Frau bereits gemacht hat.

 

Die Nebenfiguren haben mir dieses Mal ebenfalls sehr gefallen. Die Freundschaft zu Juna ist sehr liebevoll geschrieben, die Liebesgeschichte zu Samuel sehr süß und voller gegenseitiger Akzeptanz, und die Studierenden um Minna und Juna sehr wärmend für den doch teilweise sehr harten Stoff, der im Buch verarbeitet wird. Ich habe sowohl die Szenen zwischen Minna und Samuel sehr genossen, aber es auch geliebt, den Internatsalltag von Minna und Juna mit ihren Freund*innen zu verfolgen. Die Clique ist sehr divers, was mir sehr gefallen hat. Unterschiedliche Herkünfte und unterschiedliche Sexualitäten werden unaufgeregt akzeptiert und von der Autorin selbstverständlich eingebunden. 

 

Der Roman ist aus der dritten Perspektive geschrieben und wechselt die Perspektive oft. Ich hätte es vielleicht bevorzugt, wenn wir nur Minnas Perspektive einnehmen, um mehr in ihre Wahrnehmung einzutauchen und die der Nebenfiguren nur durch ihre Augen erfahren, aber insgesamt finde ich es cool, dass diese Reihe auf die Ich-Perspektive verzichtet (nicht, weil diese schlechter ist, sondern weil diese in den letzten Jahren sehr häufig verwendet wird).

 

Wie wir es von Elya C. Moss gewohnt sind, schwingt in dem Roman viel Gesellschaftskritik mit und auch in diesem hier widmen wir uns einem Thema, über das ich bisher noch nicht viel gelesen habe, das aber unbedingt mehr Aufmerksamkeit verdient: Menschenhandel, Prostitution von Frauen und sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Teilweise ist das sehr hart geschrieben und das, was wir da zusammen mit Minna und Juna erleben, schwer zu ertragen - aber ich bin wie gesagt der Meinung, dass wir dennoch über den ganzen Themenkomplex Prostitution viel häufiger reden müssten.

 

Was mir auch gefallen hat, war die Tatsache, dass Menschen nicht einfach böse oder gut sind, sondern böse Dinge tun, manche auch aus Gründen, die vielleicht nachvollziehbar sind. Zum Beispiel ist hier auch sehr stark, als Minna in ein Gefängnis geht und dort mit Personen redet, die in der Handlung zuvor antagonistisch aufgetreten sind und deren Motivation nun fassbarer für Minna werden. Keine Entschuldigung, aber eine Erklärung. 

 

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gefallen und ich halte es auch für das stärkste der Reihe, die enorme Länge war für mich aber schon eine Herausforderung. Das ist eine ganz persönliche Meinung, ich weiß, dass es viele Lesende gibt, die genau das lieben werden. 

 

Der dritte Teil der Elmirin-Chroniken erhält meine voller Empfehlung. Für Lesende, die die Reihe jedoch noch nicht kennen, empfehle ich ganz dringend den ersten Teil zu lesen: Die Nacht der Zeitwächter. Es ist wirklich wichtig, Minna von klein auf kennenzulernen und ihre Herkunft zu verstehen, außerdem sind viele Figuren wiederkehrend. Auch den ersten (sowie den zweiten) Teil habe ich rezensiert. Die Rezensionen können auf meiner Homepage nachgelesen werden.

 

Ich freue mich auf die weiteren zwei Bände und bin sehr gespannt, wie es mit Minna weitergeht. Sie hat bereits zum Ende des dritten Band neue Pfade eingeschlagen und das macht richtig Lust auf den vierten Band.

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