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Das vorliegende Buch ist die Fortsetzung von "Drei Arten Schuld". Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, dieses Buch zuerst zu beginnen - auch wenn ich es als das bessere der Dilogie halte. Ich versuche mich in meiner Rezension spoilerfrei sowohl für Band 1 als auch Band 2 zu halten.
Nach den Ereignissen aus dem Vorgängerbuch sind sowohl Dean, als auch Ben und auch Izzi gebrochen zurückgeblieben. Jede*r kämpft sich für sich zurück ins Leben und der eine oder die andere macht dabei auch neue Fehler. Dann ist es aber ein brutaler Angriff auf Ben, der die ganze Familie wieder zusammenruft. Neue Wunden werden aufgerissen, alte Narben schmerzen - und über all dem schwebt die Frage: Wer hat Ben das angetan?
Auch in der Fortsetzung gelingt es Juliane Schmelzer wieder eine komplizierte Familiendynamik aufzulösen ohne in ein gut/böse Schema abzurutschen. Die Figuren sind gereift und auch Izzi wirkt sortierter und selbstbewusster, sodass ich sie im Laufe des zweiten Buches richtig gerne hatte. Sie war für mich in Band 1 eine unterentwickelte Figur und manchmal auch ein wenig nervig. Das hat sich nun erheblich verbessert. Weil alles andere weiter auf hohem Niveau bleibt, ist dieses Buch mein Lieblingsbuch der Reihe.
 
    
Das Cover ist nahezu identisch zum hellblauen ersten Teil, nur mit dem Unterschied, dass dieses zartrosa ist und die dunkelblauen Rosenblätter hier blutrot sind. Zusätzlich verteilt sind wieder die silbernen Figuren, die bereits wie im Vorgängerbuch die drei Hauptcharaktere widerspiegeln: Herzen für Izzi, Notenschlüssel für Dean und Paragrafen für Ben. Der Titel Drei Arten Liebe ist mit roten Buchstaben in der Mitte platziert. Der Untertitel in beige lautet: Wenn Hoffnung lebt.
Zwei Jahre seit seit Band 1 vergangen. Doch wir erfahren durch Rückblenden und durch Briefe, die Izzi schreibt, was in der Zwischenzeit passiert ist. Die Eltern Sommerfeld sind nicht mehr so wichtig für die Handlung und immer mehr rutschen zunächst Ben, Dean und Izzi in den Fokus, später leider nur noch Dean und Izzi. Die drei haben unabhängig voneinander eine tiefe Entwicklung gemacht und sind auch weiterhin dabei, Vergangenes zu hinterfragen und für die Zukunft vorzusorgen.
Das ist Juliane Schmelzer besonders gut bei Izzi gelungen, aber auch bei Dean, der durch seine Alkoholabhängigkeit eine besondere Ernsthaftigkeit in die Dilogie mitbringt. Aus meiner Sicht wurde seine Erkrankung sehr sensibel, mit der notwendigen Härte und viel Feingefühl eingebunden.
 
    
Außerdem stehen die jeweiligen Beziehungen im Fokus (drei an der Zahl) Izzi jeweils mit Ben und mit Dean, sowie die Geschwisterbeziehung zwischen Ben und Dean. Letztere fand ich besonders gut gelungen und jede Szene mit den beiden Brüder hat mir richtig Spaß gemacht. Es ist eine Beziehungsart, die wir in Romanen nicht so oft so detailreich auserzählt bekommen, deswegen kommt dieser Strang besonders erfrischend und unverbraucht daher.
Leider wandelt sich das Buch gegen Ende immer mehr in die Richtung von Dean und Izzi und irgend wann wird klar, dass Ben vielleicht nie als Hauptfigur angedacht gewesen ist. Das hat mich etwas traurig gestimmt, denn Ben war immer eine meine Lieblingsfiguren. Mich hätte noch so viel mehr interessiert: Wie ist sein weiterer Heilungsverlauf? Wie geht es mit seiner Karriere weiter? Wie läuft es privat mit ihm? Und ganz besonders: Wie gestaltet sich seine Beziehung zu Lukas? Hier sind für mich wirklich noch Fragen offen geblieben und hätte eine Szene mit Ben und Lukas einer weiteren Spiceszene gegen Ende vorgezogen.
Alles in allem kann ich das Buch und die Reihe sehr empfehlen. Der Autorin sind vielschichtige Figuren, ein sensibler Umgang mit Alkoholsucht und komplexe Familiendynamiken gelungen, ohne dabei in Klischees, vorschnelle Verurteilungen und simple gut/böse Schemas zu verfallen.
Ergänzend zu der Dilogie hat die Autorin noch ein Kurzgeschichtenband herausgebracht, die ergänzende Geschichten zu der Hauptgeschichte bereit erhält. Vielleicht werde ich als Dean, Ben und Izzi ja deswegen nochmal wiedersehen - und wer weiß, vielleicht gibt es sogar noch eine Kurzgeschichte über Ben und Lukas?
Ich wünsche der Autorin alles Gute und freue mich, ihren Werdegang weiter zu beobachten!

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